„Meine beste und genialste Schülerin“ urteilte einst Bauhausmeister László Moholy-Nagy über Marianne Brandt. Ohne Zweifel war die in Chemnitz geborene Bauhausschülerin (1893 - 1983) mit ihren Arbeiten in der Metallwerkstatt ein Ausnahmetalent.

Ihre handwerklich hergestellten Metallobjekte in Weimar (1923 -1925) und ihre für die Industrie entworfenen Leuchten in Dessau (1926 -1929) sind international als Designklassiker anerkannt. Der teuerste je bezahlte Preis für ein Bauhausobjekt gebührt dem Tee-Extraktkännchen MT 49 von Marianne Brandt. Zu Lebzeiten lange verkannt, wird sie heute als eine der bedeutendsten Bauhäuslerinnen geschätzt. Bisher nur oberflächlich wurde ihr gestalterischer Lebensweg nach dem Bauhaus behandelt. Von Dezember 1929 bis Ende 1932 brachte sie den Bauhaus-Gedanken nach Gotha.

    Als „Leiterin der Entwurfsabteilung“ der Metallwarenfabrik Ruppelwerk Gotha GmbH ist es ihr gelungen, mehr Produkte in die industrielle Serienfertigung zu überführen als in ihrer Weimarer und Dessauer Bauhauszeit zusammen.

    Im Jubiläumsjahr BAUHAUS 100 zeigen wir im Kunstforum Gotha eine bisher nicht bekannte Vielzahl von „Designobjekten für den Hausgebrauch“ in herausragender gestalterischer Qualität. Seltene Originaldokumente zeigen zudem, dass die Arbeit in der Industrie für eine Frau vom Bauhaus in den 1930er Jahren nicht unkompliziert war.

    Begleitet wird die Schau von Architekturbeispielen der klassischen Moderne in der Residenzstadt, in denen der fortschrittliche Bauhaus-Gedanke verwirklicht wurde. Es werden teils unbekannte und einmalige Dokumente, historische und aktuelle Fotos präsentiert. Diese stehen im Kontext zu Architekturfotos aus der internationalen Welt der Moderne. 

    Die Präsentation eines virtuellen Modells des ehemaligen Gothaer Kaufhaus CONITZER und eine kleine Schau zu DDR Spielzeug im Bauhausstil vervollkommnen die Gothaer Ausstellung.